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Joseph Berlinger

Hoffnung Havanna

Feature

mit Irina Wanka, Rüdiger Hacker, Burchard Dabinnus,
Georg Reinfelder, Günter Schießl, Hans Dieter Schäfer u.a.

1 Audio-CD, 54 Minuten, 14,90 €

ISBN 978-3-939529-02-6


Hörprobe 1

Hörprobe 2

Hörprobe 3

Oberdorfer 1894Joseph Berlinger zeichnet in seinem Feature die dramatische Lebensgeschichte des Regensburgers Simon Oberdorfer nach. Eine Geschichte, die tragisch endete: Oberdorfer wurde 1943 im Vernichtungslager Sobibor von den Nazis ermordet. Dabei hatte alles so euphorisch begonnen: Der Velodromgründer, Kunstradfahrer und Varieté-Direktor verpasste seinem Regensburg eine Frischzellenkur. In Oberdorfers architektonisch reizvoller Stadthalle gab es Zirkus und Tanz, Politik und Propaganda, Kunst und Kommerz, Show und Geschäft.

Das staunende Publikum erlebte Pistolenkünstler und Blitzdichter, dressierte Wölfe und die Sängerin Lona mit ihrem lichtscheuen Schimmel. Sogar indische Elefanten wurden zu einem Auftritt nach Regensburg gekarrt. Dabei wurden einem der Tiere am Bahnhof, durch einen Aufprall eines Zugwaggons beim Rangieren, beide Stoßzähne aus der Wurzel gerissen.

Entwurzelt wurde im Jahre 1939 auch Simon Oberdorfer: von den Nazis aus seiner Heimatstadt vertrieben. Es gelang ihm noch, einen Platz auf dem luxuriösen Ozeandampfer »St. Louis« zu bekommen. Reiseziel: Kuba. An Bord waren 906 deutsche Juden. Doch im Zielhafen Havanna durften die Passagiere nicht an Land. Und auch die amerikanischen Behörden in Florida wollten die Emigranten nicht aufnehmen. Eine Odyssee begann: mit Verzweiflungstaten und Drohungen der Passagiere, sie würden Massenselbstmord begehen. Auf der Rückfahrt nach Europa plante der mutige Kapitän schon eine vorgetäuschte Havarie in Südengland, da kam die Erlaubnis für eine Landung in Antwerpen. Dort wurden die Juden auf vier Staaten verteilt: Belgien, Holland, Frankreich und England. Die Hoffnung trog.

Bis heute rätselt man, warum die Emigranten in Havanna und den USA abgewiesen wurden und warum die Naziführer ausreisewilligen Juden eines ihrer Luxusschiffe zur Verfügung stellten. 2001 erschien ein Buch, in dem der Autor Mautner Markhof eine waghalsige These aufstellte: Der deutsche Abwehrchef Canaris, ein heimlicher Sympathisant der verfolgten Juden, habe einen Spionageauftrag konstruiert. Die Besatzung der »St. Louis« solle filmisches Material über amerikanische Anlagen auf Kuba aus Havanna nach Deutschland schmuggeln. In Wahrheit sei das, so der Buchautor, nur ein Vorwand gewesen, um Goebbels und Göring dazu zu bewegen, das Schiff mit den jüdischen Bürgern ausreisen zu lassen.

Joseph Berlinger thJoseph Berlingers erster Gedichtband »Wohnzimma-Gflimma. Bairische Gedichte und Szenen« erschien 1975 im Verlag Friedl Brehm. 1976 wurde sein erstes Hörspiel gesendet, » Der Scharfrichter von Gumppenberg«,1982 sein erstes Theaterstück »Emerenz« mit Lisa Fitz in der Hauptrolle am Theater Ingolstadt aufgeführt. In den Jahren 1997 bis 1999 entstand sein erster abendfüllender Film, der in der Regensburger Filmgalerie »Leerer Beutel« und im »Museum Moderner Kunst« in Passau uraufgeführt wurde: »Der Damenherr. Die Heimsuchung des Alfred Kubin«. Darüber hinaus macht er seit 1984 Radio-Features für den Bayerischen Rundfunk.

Die Liste seiner Publikationen und Inszenierungen ist lang und beeindruckend, er ist ein Wunder an Produktivität, Stilvielfalt und Facettenreichtum. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kulturpreis des Kulturvereins Bayerischer Wald, dem Oberpfälzer Kulturpreis und dem Kulturpreis der Stadt Regensburg.

Die Sprecher sind Irina Wanka, Rüdiger Hacker und Burchard Dabinnus. Daneben kommen Zeitzeugen und Experten zu Wort, unter anderem Georg Reinfelder, Autor eines weiteren Buches über die Irrfahrt nach Kuba, sowie die Velodrom-Forscher Günter Schießl und Hans Dieter Schäfer. Und auch eine Umfrage vor Oberdorfers Gedenktafel ist zu hören.

„Ein exzellentes Hörfunk-Feature.“

          Viktor Rotthaler, filter


„[Das Hörbuch] schlägt einen Bogen zwischen scheinbar 'verschwundener' Vergangenheit und unmittelbarster Gegenwart. Es informiert und kritisiert. Nicht moralisierend, sondern durch die Macht und schiere Evidenz der versammelten Dokumente und O-Töne.“

          Helmut Hein, Mittelbayerische Zeitung


„Joseph Berlingers Radiofeature [...] zeichnet eindrucksvoll ein Stück wenig wahrgenommener Geschichte nach.“

          Shanghai Drenger, Radio Lotte


„Berlinger hat wirklich gründlich recherchiert. [...] Schön, dass der Hörer dieses ergreifende und vielschichtige Feature auf CD nachhören kann.“

          Lysann Weser, kultur-ostbayern.de


„Berlinger vermittelt mit seinem Text, ergänzt durch Interviews und Redeausschnitte von Nazi-Größen, ein spannendes und bedrückendes Bild vom Leben des Simon Oberdorfer, das zu einem Stück deutscher Geschichte geworden ist.“

          Rolf Thym, Süddeutsche Zeitung


„Bis auf den letzten Platz besetzt war das obere Foyer der ehemaligen Radrennbahn [...]. Die CD mit Berlingers sensiblem, viel beachteten Feature erschien am 2.4.2007 als Hörbuch im LOhrBär-Verlag.“

          Karin Holz, Donaustrudl


„Mit O-Tönen von Zeitzeugen, Historikern und der Regensburger Bevölkerung sowie alten Radio- Einspielungen ist es Berlinger gelungen, ein unbekannteres Stück deutscher Geschichte aufzuarbeiten.“

          dpa


„Solange es Rassismus auf der Welt gibt, sollte man sich die deutsche Geschichte immer wieder in Erinnerung rufen.“

          Susanne Wolke, Donau-Post

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