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Arthur Schnabl (Hrsg.)

Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit
Literatur aus Mähren

Lesungen mit Musik

Sprecher: Lenka Hubácková und Arthur Schnabl

Musik: Sepp Frank

2 Audio CDs, 148 Minuten, 17,90 €

ISBN 978-3-939529-09-5


Hörprobe 1

Hörprobe 2

Hörprobe 3

Mähren? Wo liegt das? Gute Frage. Mähren ist das östliche Drittel Tschechiens. Es liegt also hinter Böhmen, aber nur vom Westen aus. Von Osten gesehen, kommt es zuerst. Ein kleines Land mit einer großen Seele und einer großen Kultur, spürbar beeinflusst vom Osten Europas. Am deutlichsten ist das seiner Dichtung abzulesen: Zwischen südmährischen Weinbergen und schlesischen Kohlegruben brachten österreichische, tschechische und jüdische Autoren eine abwechslungsreiche Literaturlandschaft hervor, in der Komisches und Tragisches, Heiteres und Schreckliches eng beieinander liegen.

»Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit« ist eine literarische Wanderung durch endlose Dörfer und bunte Städte, mit Kunstpausen in Weinkellern, Abenteuern auf Fußballplätzen und in Beamtenstuben.

Arthur Schnabl thArthur Schnabl studierte in Regensburg Germanistik und Geschichte. Während seiner Zeit als Deutschlehrer entdeckte er die faszinierende Buntheit Mittel- und Osteuropas. Später bereiste er diese Länder als Journalist. Seit Mitte der 90er Jahre konzipiert und führt er spezielle literarische Reisen für den Regensburger Reiseveranstalter »Begegnung mit Böhmen« und tourt auch anderweitig als Vorleser und Rezitator durch die Lande, wobei er Geschichte, Literatur und Landeskunde zu spannenden Gesamtbildern kombiniert.

In diesem Sinne ist er Herausgeber unserer beiden Anthologien »Das Leben ist zum Verrücktwerden schön« und »Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit«. Er hat je eine faszinierende Textauswahl zusammengestellt, die einerseits einen Überblick über die böhmische beziehungsweise mährische Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart bietet und andererseits einen repräsentativen Querschnitt durch die tschechische, deutsch-österreichisch-böhmische und mährische Literatur darstellt.

Jan Skacel th.jpgJan Skácel arbeitete bis 1970 als Rundfunk- und Kulturredakteur in Brünn, unter anderem als Chefredakteur der bedeutenden Literaturzeitschrift »Host do domu« (Gast im Haus). Die Zeitschrift wurde 1969 verboten und Jan Skácel die Herausgabe eigener Publikationen verweigert. Bis in die 80er Jahre konnte er nur im Samisdat oder im Ausland publizieren.

Neben Kinderbüchern veröffentlichte er mehrere Gedichtbände. 1989 erhielt er den renommierten Petrarca-Preis.

Jan Skacel starb nur 10 Tage vor der gesellschaftlichen Wende in Tschechien, am 7. November 1989 im Alter von 67 Jahren in Brünn.

Skácel war einer der großen tschechischen Poeten des 20. Jahrhunderts. In seinen „Rezensionen“ nahm er die Situation in der Tschechoslowakei aufs Korn - nie direkt, aber immer verständlich. Drei dieser Rezensionen sind auf unserer Mähren-Anthologie »Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit« zu hören.

Marie Ebner Eschenbach th1848, im Alter von 18 Jahren, heiratete Gräfin Dubský ihren Cousin Moritz von Ebner-Eschenbach, der an der Ingenieur-Akademie in Wien Physik und Chemie lehrte. 1856 zog das Paar dauerhaft nach Wien, wo Marie eine Uhrmacher-Ausbildung absolvierte. 1876 veröffentlichte Marie von Ebner-Eschenbach ihren ersten Kurzroman »Božena«. Mit ihren »Aphorismen« (1880), den »Dorf- und Schlossgeschichten« (1883) und dem Roman »Das Gemeindekind« (1887) erlangte sie den Ruf einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts.

1898 wurde sie mit dem höchsten zivilen Orden Österreichs, dem K. u. k. Österreichisch-Ungarischen Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, ausgezeichnet; 1900 wurde ihr als erster Frau die Ehrendoktorwürde der Universität Wien verliehen. Sie starb 1916.

Joseph Roth thZum Sommersemester 1914 zog Joseph Roth aus seiner galizischen Heimat nach Wien und schrieb sich an der Universität für Germanistik ein. 1916 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. In die Zeit seiner militärischen Ausbildung fällt der Tod von Kaiser Franz Joseph im November 1916, der als zentrale Metapher für den Untergang des Habsburgerreiches und den Verlust von Heimat und Vaterland in Roths bekanntesten Romanen »Radetzkymarsch« (1932) und »Die Kapuzinergruft« (1938) aufscheint.

Nach Kriegsende nahm Roth sein Studium nicht wieder auf, sondern arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitungen in Wien, Berlin und schließlich Paris, wohin er am 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, emigrierte und wo er 1939 im Alter von nur 45 Jahren starb.

Peter Haertling thPeter Härtling wurde 1933 in Chemnitz geboren. Während des Zweiten Weltkriegs zog die Familie Härtling von Sachsen nach Mähren, um sich dem Zugriff der Nazis zu entziehen; gegen Ende des Kriegs floh sie vor der russischen Armee nach Österreich. 1946 übersiedelte Härtling nach Baden-Württemberg, besuchte dort das Gymnasium und machte ein Volontariat bei der Nürtinger Zeitung. Anschließend war er Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, 1967 Cheflektor und von 1968 bis 1973 in der Geschäftsleitung des S. Fischer Verlags. Seit 1974 arbeitet er als freier Schriftsteller, schreibt Gedichte, Romane, Biografien und Kinderbücher. Er ist Namensgeber zahlreicher Schulen und des bedeutendsten deutschen Kinder- und Jugendbuchpreises.

Robert Musil thBis zum Ende des 1. Weltkriegs widmete sich Robert Musil ‒ Jahrgang 1880 ‒ vorwiegend dem nicht-schriftstellerischen Leben: Er besuchte die k.u.k. Technische Militärakademie in Wien, studierte Maschinenbau in Brünn, Philosophie und Psychologie in Berlin und arbeitete als Bibliothekar und Zeitungsjournalist. Am ersten Weltkrieg nahm er als Reserveoffizier teil.

Bereits 1906 war er mit dem Roman »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« an die Öffentlichkeit getreten, ab 1918 lebte er als freier Schriftsteller. Musil schrieb Essays, Theaterstücke und Erzählungen; sein Hauptwerk aber war der 1921 begonnene und bis zu seinem Tod im Jahr 1921 nicht fertig gestellte Roman »Der Mann ohne Eigenschaften«.

Erica Pedretti thAls 15-Jährige kam die gebürtige Mährerin Erica Pedretti Ende 1945 auf der Flucht vor der Roten Armee in die Schweiz, wo sie die Kunstgewerbeschule in Zürich besuchte. In den 70er Jahren erwarb sie sich einerseits einen Ruf als bildende Künstlerin, trat aber auch mit ihren literarischen Texten an die Öffentlichkeit.

Lange hatte Erica Pedretti ihre traumatischen Erinnerungen für sich behalten, „weil man sie jemandem, der nichts Vergleichbares erlebt hat, nicht vermitteln kann.“ Ihr Debüt »Harmloses, bitte«, assoziative Texte aus Erinnerungen, erschien 1970. 1984 erhielt sie für »Das Modell und sein Maler« den Ingeborg-Bachmann-Preis, 1996 den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis für ihren Roman »Engste Heimat«.

Jiri Kratochvil thJiří Kratochvil, Jahrgang 1940, begann nach dem Philosophie-Studium in Brünn Mitte der 60er Jahre zu publizieren. Von 1968 bis 1989 war er, wie so viele tschechische Autoren, mit einem Publikationsverbot belegt, veröffentlichte jedoch weiterhin in Untergrundverlagen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Archivar, Bibliothekar, Kranführer, Hilfsarbeiter, Nachtwächter, Telefonist und Heizer.

In den 90er Jahren, als seine zahlreichen Essays, Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Hörspiele auch offiziell erscheinen durften, zählte er zu den bedeutendsten Vertretern der tschechischen Postmoderne. 1991 erhielt er den von der Stiftung Charta 77 verliehenen Tom-Stoppard-Preis für inoffizielle Literatur, 1999 wurde er mit dem bedeutendsten Literaturpreis Tschechiens, dem Jaroslav-Seifert-Preis, ausgezeichnet.

Reiner Kunze wurde 1933 in Oeslnitz im Erzgebirge geboren. Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1953, Nachdem er 1968 aus Protest gegen die gewaltsame Beendigung des Prager Frühlings durch die Warschauer-Pakt-Staaten aus der SED ausgetreten war, wurde es ihm nach und nach nahezu unmöglich, seine Werke in der DDR zu veröffentlichen. In der BRD avancierte er jedoch mit seinen Gedichtbänden »sensible wege« (1969) und »zimmerlautstärke« (1972) sowie dem Kinderbuch »Der Löwe Leopold« (1970) zu einem bekannten Schriftsteller.

Sein 1976 in der Bundesrepublik veröffentlichter Prosaband »Die wunderbaren Jahre«, in dem Kunze das DDR-System heftig kritisierte, brachte ihm den Ausschluss aus dem DDR-Schriftstellerverband ein, was einem Berufsverbot gleichkam. 1977 stellte Kunze wegen einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe für sich und seine Frau einen Antrag auf Ausbürgerung aus der DDR, der innerhalb nur weniger Tage genehmigt wurde.

Jan Cep thAls gläubiger Katholik war Jan Čep bereits in der Tschechischen Republik nach dem ersten Weltkrieg Angehöriger einer ungeliebten Minderheit. Nach dem kommunistischen Putsch im Februar 1948 emigrierte er nach Frankreich, wo er, unterbrochen von einem dreijährigen Aufenthalt in München, bis zu seinem Tod lebte. Er arbeitete als Übersetzer, Journalist, Herausgeber, Rundfunk-Redakteur und trug sich längere Zeit mit dem Gedanken, Priester zu werden. 1965 erlitt er einen Gehirnschlag, nach dem er nicht mehr publizierte.

Die großen Themen Heimatverlust, Rückkehr in die Heimat, Vergänglichkeit und Glaubensfragen durchziehen seine sämtlichen Werke. Er starb am 25. Januar 1974 im Alter von 72 Jahren in Paris.

Hermann Ungar thNach dem Abitur schrieb sich Hermann Ungar 1911 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin für das Fach Orientalistik ein, wechselte allerdings später auf Drängen seines Vaters zunächst nach München, dann nach Prag und zum Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Ungar freiwillig, wurde schwer verletzt und beendete sein Studium als Offizier noch während des Kriegs. Sein 1920 veröffentlichter Novellenband »Knaben und Mörder« machte ihn, nach begeisterten Besprechungen von Stefan Zweig und Thomas Mann, berühmt. 1922 erschien sein Roman »Die Verstümmelten«, der als Ungars Hauptwerk gilt und wegen der Exponiertheit des Sexuellen und der erbarmungslosen Schilderung psycho-pathologischer Zustände zu erheblichen Irritationen führte. 1929 starb Ungar 36-jährig an einem Blinddarmdurchbruch.

Ota Filip th1959 trat Ota Filip, Jahrgang 1930, der KPC bei, wurde aber bereits ein Jahr später aufgrund kritischer Äußerungen aus der Partei ausgeschlossen, wegen „Unterwühlung von Staat und Gesellschaft“ zu Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt und mit Schreibverbot belegt. Bis Ende 1967 arbeitete er als LKW-Fahrer und Bauarbeiter und während des Prager Frühlings als Verlagslektor. Für seinen Roman »Das Café an der Straße zum Friedhof« erhielt er 1967 den Großen Preis der Stadt Ostrau, wurde aber ein Jahr nach der Sowjetischen Okkupation Tschechiens abermals verurteilt, saß erneut im Gefängnis und war anschließend als Hilfsarbeiter tätig, bis er 1974 ausgebürgert wurde. Seither lebt er als freier Schriftsteller in Deutschland.

 

Arthur Schnabl thArthur Schnabl studierte in Regensburg Germanistik und Geschichte. Während seiner Zeit als Deutschlehrer entdeckte er die faszinierende Buntheit Mittel- und Osteuropas. Später bereiste er diese Länder als Journalist. Seit Mitte der 90er Jahre konzipiert und führt er spezielle literarische Reisen für den Regensburger Reiseveranstalter »Begegnung mit Böhmen« und tourt auch anderweitig als Vorleser und Rezitator durch die Lande, wobei er Geschichte, Literatur und Landeskunde zu spannenden Gesamtbildern kombiniert.

In diesem Sinne ist er Herausgeber unserer beiden Anthologien »Das Leben ist zum Verrücktwerden schön« und »Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit«. Er hat je eine faszinierende Textauswahl zusammengestellt, die einerseits einen Überblick über die böhmische beziehungsweise mährische Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart bietet und andererseits einen repräsentativen Querschnitt durch die tschechische, deutsch-österreichisch-böhmische und mährische Literatur darstellt.

Lenka HubackovaLenka Hubáčková ist gelerne Hotelfachfrau und stammt aus dem westböhmischen Cheb. Sie lebte fünf Jahre lang im Bayerischen Wald, wo sie im Tagungshaus Villa Breitenberg arbeitete und in die dortige Projektarbeit involviert war. Nach dieser Zeit übersiedelte sie nach Prag und begann zusammen mit Arthur Schnabl literarische Reisen für den Regensburger Reiseveranstalter »Begegnung mit Böhmen« zu begleiten. Seither arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin, Dolmetscherin, Sprachanimateurin und Stadtführerin in der tschechischen Hauptstadt. Sowohl ihre Liebe zur Literatur und zu den Sprachen Tschechisch und Deutsch als auch die mährischen Wurzeln ihrer Familie machen sie zur Idealbesetzung für unsere Mähren-Anthologie.

Sepp FrankSepp Frank kam 1974 über Salzburg und die USA nach Regensburg. 1977 war er Gründungsmitglied der Gruppe »Chambergrass«; es folgten Rundfunk- und Fernsehauftritte, mehrere erste Preise bei nationalen und internationalen Musikwettbewerben, sowie 1987 der Kulturförderpreis der Stadt Regensburg. Sepp Frank hat Soundtracks zu etlichen Filmen, Theaterstücken und Hörbüchern komponiert, ist musikalischer Leiter des Regensburger Figurentheaters im Stadtpark, Bassist des »Trio Trikolore« und mit verschiedenen Instrumenten in zahlreichen anderen Ensembles in unterschiedlichsten Musikstilen von Folk, Rock, Jazz bis zur Salonmusik aktiv.

In »Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit« variiert er Motive des mährischen Komponisten Leoš Janácek so geschickt, dass er mit nur minimalen Veränderungen der Registerwahl oder Zupftechnik Stimmungen und Atmosphären so arrangiert, dass sie sich um die Texte herumlegen, als wären sie aus diesen heraus gewachsen.

„Ob eine beeindruckend facettenreiche Hommage Peter Härtlings an an seine Babitschka oder ein beklemmendes Stimmungsbild Erica Pedrettis von der Rückkehr in die ehemalige Heimat – Mähren wird spürbar in diesen Texten.“

          Eva Bauernfeind, ostbayerisches magazin lichtung


„Die neue Hörbuch-Produktion des Regensburger LOhrBär-Verlags bietet nun zum ersten Mal einen repräsentativen Querschnitt Mährischer Literatur.“

          Christine Riedl-Valder, Passeuer Neue Presse


„... ein wunderbares Plädoyer dafür, Mähren mit seinen vielfach auf Wanderung gezwungenen AutorInnen zu entdecken.“

          Markus Bauer, Literaturkritik.de


„Diese Hörbuch-Reise durch das literarische Mähren ist sehr unterhaltsam.“

          Christian Kosfeld, Mikado, hr2


„Die ausgewählten Texte lassen – selbst bei längeren Passagen – keine Langeweile aufkommen, sodass man sie mit viel (Wissens)Gewinn hören kann.“

          Markus Bauer, Die Besprechung


„Die Texte [...] werden lebendig durch den Vortrag von Lenka Hubácová und Arthur Schnabl und die musikalische Begleitung von Sepp Frank.“

          Prager Literaturhaus


„Die Auszüge, die das Hörbuch bietet, erfüllen ihren Zweck: Sie machen Lust auf Literatur aus Mähren.“

          Helmut Böttcher, Prager Zeitung


„In dem Regensburger Hörbuchverlag hat man die Region im östlichsten Drittel Tschechiens als wahre Schatztruhe erkannt:“

          Susanne Wolke, Donau-Post


„Ein schöneres, intelligenteres Weihnachtsgeschenk als das Mähren-Hörbuch 'Wie eine Ratte nagt am Putz die Zeit' ist schlechterdings nicht vorstellbar.“

          Florian Sendtner, Mittelbayerische Zeitung

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